Architektonische Intervention und ausgewählte Archivmaterialien aus dem Musée de l'Orangerie, 2025
Das Treppenhaus der Südgalerie ist wie ein Übergangsort innerhalb von Wassermusik – ein Raum, in dem Architektur und Zeiten ineinander übergehen. In Gaillards Werk ist so ein Übergangsort niemals eindeutig: er bricht, verbindet und verflechtet Objekte, Assoziationen und Ereignisse über die Zeit hinweg.
Von der Brüstung herab hängt eine Glasvitrine, die Fotografien und Muschelsplitter (1944–1980) zeigt, die der Künstler aus dem Archiv des Musée de l’Orangerie in Paris ausgewählt hat. Das Musée de l’Orangerie beherbergt Claude Monets weltberühmte Seerosenbilder, die Nymphéas, die Monet während des Ersten Weltkriegs als Reaktion auf die ihn umgebende Verwüstung schuf. Später schenkte er dieses Werk dem französischen Staat als Symbol des Friedens. 1927 – einige Monate nach Monets Tod – wurden die Bilder in der Orangerie des Tuileries aufgehängt. Sie gelten heute als eines der frühesten ortsspezifischen Werke der modernen Kunst.
Im August 1944, während der Befreiung von Paris, durchschlug Artilleriefeuer das Dach der Orangerie, und Splitter schnitten in die Leinwände. Eines der Gemälde, Reflets verts, trägt noch immer diese Wunde – ein zufälliges Zeichen, eingeschrieben in eine Meditation über Wasser und Licht. Die von Gaillard ausgewählten Archivfotografien folgen dieser Erzählung: intakte Hallen, zerstörte Decken und zerrissene Gemälde, dann der Wiederaufbau der Nachkriegszeit unter einem Glasrasterdach in den 1970er Jahren.
Indem er dieses Werk in die Architektur des Haus der Kunst einbettet, verbindet der Künstler die scheinbar unterschiedlichen, aber miteinander verknüpften Geschichten von Krieg und Ereignissen. Decke zu Decke, Bruch zu Bruch. Und dazwischen das Wasser – als Kraft, als Bild, als Erinnerung – es gleitet über beide Orte hinweg, ein Übergangsort mit seinen eigenen Gesetzen.
Hier im Treppenhaus der Südgalerie hat Gaillard die Lichtsituation und damit die Atmosphäre des Raums verändert, indem er Deckenplatten mit Wasserflecken an Stelle der Oberlichter eingesetzt hat. Die Wasserflecken auf den Platten nehmen Bezug auf die Archivfotografien aus dem Musée de l’Orangerie. Während unten auf dem Marmorboden die im roten Marmor verewigten Ammonitenfossilien als die dauerhaftesten nicht-menschlichen Zeugen in kleinen Wasserpfützen schimmern.