Die KI-Live-Simulation Certainty of the Flesh [Gewissheit des Fleisches] besteht aus einem selbstlernenden Computerprogramm und einer Skulptur aus LED-Bildschirmen. Die Simulation folgt keiner kausalen Logik und hat keinen Anfang und kein Ende. Man kann sie für ein paar Sekunden oder mehrere Stunden lang beobachten.

Von vorne gesehen ähnelt das Triptychon aus Bildschirmen einem Fenster mit geöffneten Flügeln. Wie ein Altarbild lädt es ein, sich in den Panoramablick zu vertiefen. Wenn man um die schimmernde Skulptur herumgeht, findet man sich im Schneideraum wieder, wo die Grenzen zwischen geschriebener und ungeschriebener Realität verschwimmen.

In einem mehrmonatigen Prozess hat WangShui die Datensätze für das Programm erstellt, die nun die fiktionale Erzählung antreibt. Die Bewegungen der Avatare basieren auf choreografierten Motion-Capture-Aufnahmen und die Umgebungen wurden mit Unity entwickelt, einem beliebten Software-Framework für Videospiele.

Der Titel Certainty of the Flesh ist der Science-Fiction-Buchreihe Xenogenesis von Octavia E. Butler entlehnt. Die Bücher spielen in den 2020er Jahren und erzählen die Geschichte einer außerirdischen Spezies, die die Gene von Menschen und anderen Lebewesen kreuzt. Ermöglicht wird der Prozess durch ihr übermenschliches Körperwissen, die „Gewissheit des Fleisches“.

WangShui spekuliert darüber, wie wir Menschen mit unseren Technologien verschmelzen. Certainty of the Flesh ist eine Simulation – aber mindestens so real wie geheime Fantasien.

WangShui, Certainty of the Flesh, 2023. Multichannel live simulation, LED panels, computer. Co-comissioned and produced by Haus der Kunst München. Courtesy the Artist; kurimanzutto, Mexico City/New York.
WangShui, Certainty of the Flesh, 2023. Multichannel live simulation, LED panels, computer. Co-comissioned and produced by Haus der Kunst München. Courtesy the Artist; kurimanzutto, Mexico City/New York.

WangShui, Certainty of the Flesh, 2023

Mehrkanal Live Simulation, LED Panele

Certainty of the Flesh ist eine Auftragsarbeit von Haus der Kunst München und Asian Art Circle at the Guggenheim, New York. Mit zusätzlicher Unterstützung von LEAP Society & Constantin Schwaab; Sammlung Kerstin Hiller und Helmut Schmelzer; The New York State Council of the Arts.