Tune. Sound and beyond live at Haus der Kunst

Tune Still House Plants & Kenichi Iwasa

Tune. Sound and beyond live at Haus der Kunst

Zum Überblick der aktuellen und kommenden TUNE Veranstaltungen

TUNE ist eine Serie kurzer Soundresidencies, die zwischen den Feldern Sound, Musik und visuelle Kunst angesiedelt sind. Die eingeladenen Künstler*innen arbeiten genre-, epochen- und stilübergreifend und schaffen klangliche Beiträge, die im Dialog mit dem aktuellen Programm des Haus der Kunst stehen.

2023 beginnt das TUNE-Programm mit einer radikal freien musikalischen Darbietung von Alvin Curran, mit der er die Grenzen der Improvisation auslotet und sein Publikum sowie seine Produktionsbedingungen thematisiert. Seine Arbeit schafft einen Freiraum für ein intensives Gemeinschaftserlebnis und für etwas, das Curran einen „schlichten musikalischen Vulkanismus“ nennt, der oft im Rahmen einer Auseinandersetzung mit dem eigenen politischen und sozialen Kontext in Erscheinung tritt. Curran knüpft mit seiner Arbeit an die Werke von Joan Jonas an, mit der er seit langem kooperiert und mit der er seine Leidenschaft für Spontaneität, nicht-lineare Strukturen und Assemblagen teilt.

Post-Punk, Dub, Metal, Free Jazz und experimentelle Elektronik sind Musikrichtungen mittels derer im TUNE-Programm die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation verwischt werden. Rohe Emotionen und ihr Ausdruck bilden einen roten Faden, der durch gruppendynamische Prozesse und kreative Intuition freigesetzt wird. Inspiriert von Meredith Monks Schaffen liegt das Hauptaugenmerk auf der Stimme und dem unmittelbaren Ausdruck, wobei Erstere in ihrer ganzen Kraft und Vulnerabilität zur Geltung kommt. Lyrik, Neo-Blues, Soul und R&B leiten zu Selbstreflexion und Intimität, während der Raum zwischen dem Klang und der Bedeutung der Worte erkundet und das Ursprüngliche und Instinkthafte freigelegt wird. Wie im Werk von Katalin Ladik wirkt die Unbeständigkeit hier als generative Kraft, die einen Raum schafft, der nicht statisch oder übermäßig definiert, sondern offen und voller Potenziale ist. Der Körper ist hierbei ein Instrument, aus dessen Tiefen die Musik entspringt.

Neben dem Performance-Programm wird ein*e Künstler*in beauftragt, eine neue Klangarbeit zu entwickeln, die für neun Monate im Terrassensaal zu hören ist. Der Terrassensaal ist ein Durchgangsbereich, in dem einem die Komposition gewissermaßen „begegnet“. In diesem Kontext soll sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Klang und Musik als vielschichtige Kunstform, die Geschichte(n) und Bedeutung tragen, einladen. Zudem wird der*die Künstler*in gebeten, Kompositionen für die digitalen Produkte des Haus der Kunst zur Verfügung zu stellen und bei Live-Veranstaltungen, Konferenzen und Vorträgen aufzutreten. Der*die Künstler*in wird so zur Stimme des Hauses, die Kompositionen verbinden den Online-Auftritt des Haus der Kunst mit seinen physischen Räumlichkeiten. Während im Rahmen der TUNE-Residencies das ganze Jahr über monatliche Live-Momente entstehen, geben die Auftragsarbeiten dem Programm eine permanentere Präsenz. Auf Lamin Fofanas a call to disorder folgt mit Ihor Okunievs Land bereits die zweite Auftragsarbeit. Okuniev stammt aus der Ukraine, er lässt sich von den Landschaften, Bräuchen und Traditionen seines Heimatlandes inspirieren und verleiht in seiner neuen Arbeit auch seinen Eindrücken von den Zerstörungen durch die russische Invasion Ausdruck.

Neben dem Auftrag für den Terrassensaal hat das Haus der Kunst im Rahmen des TUNE-Programms zahlreiche Eigenproduktionen unterstützt. Dazu gehören die Komposition a call to disorder (2021) von Lamin Fofana, die Klanginstallation |Ngo| (2021) von Nkisi, der Film Amaru's Tongue: Daughter (2021) von Chuiquimamani-Condori und Joshua Chuquimia Crampton, die Klanginstallation und Performance von Beatrice Dillon Impossible Ideal Angle (2022) mit Eve Stainton, eine Klanginstallation von Emiranda (2022), die audiovisuelle Performance von Christelle Oyiri Godspeed (2022) und die Komposition Land (2022) von Ihor Okuniev.

Eingeladene Künstler*innen für 2023: Ihor Okuniev, Alvin Curran, Standing on the Corner, Lifetones, Phew, Nina, Still House Plants, Exotic Sin, Dawuna, Katalin Ladik, KeiyaA und Duma.

Für einige Tune-Performances in 2023 wird das Haus der Kunst mit der Bourse de Commerce zusammenarbeiten. Von Paris bis München werden die beiden Institutionen gemeinsame Musikprojekte vorstellen, die sich mit verschiedenen Generationen der künstlerischen Avantgarde auseinandersetzen und Verbindungen zwischen zeitgenössischer Kunst und Musik herstellen. Die Lifetones-Residenz im März ist die erste dieser Kooperationen.