Dauer
21.6.23, 19:00 - 20:30
Sprache
Deutsch, French
Info
Das Gespräch zwischen dem algerischen Künstler Denis Martinez und der französisch-amerikanischen Kuratorin und Autorin Natasha Marie Llorens im Institut français knüpft inhaltlich an die Ausstellung „Hamid Zénati. All-Over“ an, die noch bis 23.07.23 im Haus der Kunst zu sehen ist. Der algerische Künstler Denis Martinez ist ein Zeitgenosse Zénatis. Die beiden verbindet die Liebe zur Farbe und Form, sowie ein Leben fernab ihres Heimatlandes.
Mit der Autorin Natasha Marie Llorens spricht Martinez über die sozialen Aspekte von seiner Arbeit im Kontext Algeriens, über seine Entwicklung von der Malerei hin zu performativen Aktionen und über die Theorie der Lebendigkeit („Liveness“) in der künstlerischen Praxis, die er über mehrere Jahrzehnte entwickelt hat. Begleitet wird die Diskussion von Ausschnitten aus dem Film Denis Martinez, un homme en libertés (Denis Martinez, ein Mann der Freiheit), ein Film über den Künstler von Claude Hirsch aus dem Jahr 2014.
Denis Martinez (geb. 1941 in Mers El Hadjadj, Algerien) ist eine der Schlüsselfiguren der kulturellen Szene Algeriens nach der Unabhängigkeit. Sein vielseitiges Werk stellt die Grenzen der Malerei in Frage und entsteht häufig in Zusammenarbeit mit anderen. Es ist stark von der Natur um Oran inspiriert, wo er aufgewachsen ist. Martinez bezieht aber auch die kulturellen Traditionen der Berber (Amazigh) und der arabischen Völker mit ein, um Authentizität zurückzugewinnen und die Qualität des magischen Zeichnens wieder zu gewinnen. Er studierte an den Kunsthochschulen in Algier und Paris und wurde 1963 Professor für Zeichnung an der Hochschule der Schönen Künste in Algier, wo er Generationen von Künstler*innen nachhaltig beeinflusste. Mit der Unabhängigkeit Algeriens strebten Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Musiker*innen und Dichter*innen danach, eine kulturelle Identität zu entwickeln, die die algerische Kunst von den französischen Kolonialeinflüssen befreite und wieder an die volkstümlichen Traditionen anknüpfte. Denis Martinez ist neben Choukri Mesli einer der Gründer der Gruppe Aouchem („Tätowierung“), einer vom panafrikanischen Denken inspirierten Bewegung, die eine algerische Ästhetik suchte, indem sie sich an den indigenen Künsten der Vergangenheit orientierte und gleichzeitig für die Freiheit des Ausdrucks eintrat. Nachdem er 1994 während des „Schwarzen Jahrzehnts“ ins Exil gezwungen wurde, ließ er sich in Marseille nieder und lehrte von 1995 bis 2006 an der Kunsthochschule von Aix-en-Provence. Heute lebt der Künstler zwischen Frankreich und Algerien.
Natasha Marie Llorens (PhD, Columbia University) ist Autorin, freie Kuratorin und Professorin für Kunsttheorie am Royal Institute of Art in Stockholm. Sie schreibt über zeitgenössische Kunst und Film mit dem Schwerpunkt auf der Darstellung von Gewalt und Dekolonialität in der Kunst und in Institutionen. Llorens' Artikel sind unter anderem im Arab Studies Journal, Artforum, e-flux Criticism, frieze und dem Journal of North African Studies erschienen. Derzeit arbeitet Llorens zusammen mit der in Tours lebenden Künstlerin Massinissa Selmani an einem zweijährigen künstlerischen Forschungsprojekt über „1.000 sozialistische Dörfer“, das sich auf eine Mitte der 1970er Jahre in Algerien gestartete Stadtplanungsinitiative konzentriert.
Das Gespräch ist auf Französisch mit deutscher Simultanübersetzung. Es findet im Institut français (Kaulbachstraße 13, 80539 München) statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.